AUS LIEBE UND HASS...
Aufgrund der verspäteten Veröffentlichung des Erstlings hatten die Musiker das Material für die zweite LP bereits im Herbst 1981 fertig geschrieben. Sie konnten aber erst nach der LEVI’s-Tour im Sommer 1982 ins Studio gehen - wiederum mit Udo Arndt. "Heiner, der seine Art Blues und Rhythm’n’Blues zu singen, schon in vielen anderen Berliner Bands vorher entwickelt hatte, haben die Neue-Deutsche-Welle-Vergleiche immer ziemlich geärgert. Vielleicht auch deshalb versuchten wir, die zweite Platte eher härter und kompromissloser zu machen." so Arndt 1995. Für ‚Trotter' Schmidt, der zwischenzeitlich nach England übergesiedelt war, kehrte rechtzeitig zu den Aufnahmen für das neue Album “Aus Liebe” Kurt Herkenberg wieder zu INTERZONE zurück und gab mit seinem harten Bass gleich auf dem Opener “Die Jungs nebenan” den Ton an. INTERZONE und Arndt verzichteten dieses Mal auf die Hintergrundbläser, was dem Bandsound eine neue Schärfe gab.

Klick auf das Foto um
eine Autogrammkarte
von INTERZONE
zu bekommen!Mit sechsmonatiger Verspätung kam im September 1982 das zweite INTERZONE-Album auf den Markt und erntete gute bis hervorragende Kritiken. "Purer Stoff da capo..." jubelte etwa das TIP-Magazin und schrieb weiter: "...‚Aus Liebe' geriet härter noch als das Debüt, tendierte mehr zum Rhythm&Blues denn zum Soul. Die Bläser wurden ersatzlos gestrichen und die langsamen Balladen fehlen bis auf eine Ausnahme. Noch stärker als der Erstling ist das zweite Album eine Gitarrenplatte." Auch das Männermagazin PLAYBOY mochte die Platte und hörte "...Deutschlands beste Rhythm&Blues Band, die gehörig Dampf ablässt.". Erfreut koppelte die WEA daraufhin den Titelsong sowohl als Singe (B-Seite: “Das Spiel ist aus”) als auch als Maxi-Single aus (B-Seite: “Eisenmann”), doch entgegen allen Hoffnungen und Voraussagen verkaufte sich das zweite INTERZONE-Album nur mäßig. Die WEA wartete noch ein halbes Jahr, promotete die Gruppe aber in dieser Zeit nicht weiter. Im späten April 1983, lies die WEA Musik Company dann den Vertrag mit INTERZONE auslaufen; der lapidare Kommentar: “INTERZONE sind nicht kompatibel zur Neuen Deutschen Welle”..

Pudelkos Kommentar zur WEA-Entscheidung (die nicht mehr und nicht weniger war, als das Selbst-Eingeständnis der Company, die musikalisch eigenständigste deutsche Band der 1980er Jahre wegen der Gier auf das schnelle Geld nicht von der NDW abgegrenzt und dann fallen gelassen zu haben) war bitter-brilliant und faustisch-prophetisch zugleich:
“Alles ist aufgeflogen. Die Revolten haben sich als Moden entpuppt. Die Rebellen wurden von der Industrie gekauft, ausgepresst und der ‘Wir-wollen-es-gar-nicht-hören’-Abteilung zur weiteren Bearbeitung übergeben. Die Syndikate der Lust sind zerschlagen. Musik nicht ausschließlich als Ware zu sehen, gilt als unkeusch. Die Zeiten gelten als hart und Erfolg wird in schnellen DM gemessen und nur diese Maßeinheit zählt. So lautet die Weisung der hohen Tiere. Also hält sich der deutsche Pop-Musiker daran, das ist sein Ariadnefaden, nachdem er sich im Labyrinth der seeligmachenden Hook-Line verirrt hat. Jeder Furz in den Verkaufshitparaden bewirkt einen enormen Ausstoß ähnlicher Fürze. Klone halt. Warum nicht gleich Peter Alexander? Nichts hat sich geändert. Es gibt den deutschen Schlager. Den gab es schon immer. Die erhoffte Polarisation hat bislang nicht stattgefunden. Noch ist keiner aufgestanden und hat gesagt: Seht her, ich spreche von der Magie und den Mythen aus der Musik. Ich beanspruche die Traum- und Sexualmärkte der Nation.”

...WÄCHST UNERWART DER TOD
INTERZONE reihten sich daraufhin endgültig in die ‚Fabrik' ihres Mentors, Managers und Fotografen Günther ‘Jim’ Rakete in Berlin-Kreuzberg ein, der zugleich auch SPLIFF und NENA betreute und zu Erfolgen verholfen hatte, und Rakete geriet bei Pudelko ins schwärmen: “Er ist für mich so etwas wie die Marlene Dietrich des Punk." In Raketes Firmendomizil sollten INTERZONE in Ruhe die Aufnahmen für ihre dritte Langspielplatte vorbereiten, die über einen längeren Zeitraum mit einem mobilen Aufnahmestudio direkt in der Fabrikhalle aufgenommen wurde. Mit dieser ungewöhnlichen Arbeitsmethode und vielen Sessions wollte die Band aus der üblichen Routine des Songwritings, Demo-Herstellens und der Studio- Produktion ausbrechen. Alles lief prächtig bis Anfang Juli 1983. Am 30. Juli stand ein weiteres INTERZONE-Konzert auf der Berliner Waldbühne an. Die erste Probesession für dieses Konzert war für den 12. Juli vorgesehen, aber Bassist Kurt Herkenberg erschien nicht zur Probe. Beunruhigt suchte man Kurt und eine Nachfrage bei der Berliner Polizei ergab schreckliche Gewissheit: Herkenberg war in der Nacht zuvor von einem Passanten tot auf einem Gehweg in Berlin-Kreuzberg aufgefunden worden. Die Autopsie ergab zwar einen Blut-Alkoholgehalt von 3,5 Promille, dies war aber nicht die Todesursache; Herkenberg war an schweren Schädelverletzungen gestorben.

Ralf ‚Trotter' Schmidt half seinen Freunden beim Waldbühnen-Konzert aus ("INTERZONE war immer ein organisches Gebilde. Da lässt sich ein Musiker nicht einfach so ersetzen." war Pudelkos Kommentar), stand aber für die weiteren Bandprojekte nicht zur Verfügung. Der TAGESSPIEGEL schrieb über dieses Konzert mit vielen Berliner Bands "...welch ein Glück, dass zum Ausklang mit INTERZONE wenigstens eine echte Blues- und Soulband erster Güte angesetzt war, die in die gelichteten Fanreihen vor der Bühne noch mal viel Bewegung brachte. Eine exzentrische Bühnenpersönlichkeit wie der Sänger Heiner Pudelko, der sich vom stimmlichen und optischen Eindruck her so ziemlich allen gängigen Schablonen entzieht, wirkt da zusammen mit ganz hervoragenden Instrumentalisten.” Mit James Delbridge als  Bassisten spielte Interzone am 08. Oktober 1983 im Berliner ‚Quartier Latin' ein Benefiz-Konzert für den Sohn des verstorbenen Herkenberg. Im November folgten dann weitere Konzerte in Westdeutschland bei verschiedenen Festivals. Der Tod des Freundes (er konnte im übrigen niemals aufgeklärt werden), der sich mit seinen prägnanten Bassläufen auf “Aus Liebe” selbst unvergessen gemacht hatte, führte Heiner Pudelko Anfang 1984 in eine persönliche und gesundheitliche Krise. Der Sänger erkrankte ernsthaft (“Besonderen & herzlichsten Dank Prof. Dr. Weigert für seine Obacht auf ein Knie” schrieb Pudelko in den Credits von “Das süsse Leben”) und dies bremste die Gruppe erheblich in ihrer Arbeit am dritten Album.

| heinerpudelko.de + interzone-band.de | webdesign + inhalte © 1999 - 2011 bei interjena.com | kontakt : rainer w. sauer : löbstedter straße 18 : D - 07749 jena |