INTERZONE reihten sich daraufhin in Berlin-Kreuzberg in die ‚Fabrik' ihres Managers, Fotografen und langjährigen Mentors Jim Rakete ein, der über Heiner Pudelko schwärmte "...er ist für mich so etwas wie die Marlene Dietrich des Punk. Wenn er auf der Bühne steht, dann sieht er aus wie der schöne Tod.".In Raketes Fabrik bereiteten INTERZONE, erneut ohne Schallplattenfirma im Rücken, die Aufnahmen für ihre dritte Langspielplatte vor. Aufnahmeort war diesmal ein mobiles Aufnahmestudio in der Fabrikhalle. Mit diesen ungewöhnlichen Art der Plattenaufnahme und langen Sessions wollte die Band aus der üblichen Routine des Songwritings, Demo-Herstellens und der Studioproduktion ausbrechen. Alles lief diesmal ohne Probleme - bis zum 11. Juli 1983. |
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Am 30. August 1983 stand ein weiteres Konzert auf der Berliner Waldbühne an. Die erste Probe für dieses Konzert war für den 12. Juli vorgesehen, zu der Bassist Kurt Herkenberg nicht erschien. Wie sich herausstellte, war Herkenberg in der Nacht zuvor von einem Passanten tot auf einem Gehweg in Berlin-Kreuzberg aufgefunden worden. Die Autopsie ergab einerseits einen Promille-Alkohol im Blut von 3,5 Promille sowie schwere Schädelverletzungen. Der Tod des Bassisten bremste die Gruppe erheblich in ihrer Arbeit am dritten Album. Pudelko: "...Interzone war immer ein organisches Gebilde. Da lässt sich ein Musiker nicht einfach so ersetzen...". Ralf ‚Trotter' Schmidt half seinen Freunden beim Waldbühnen-Konzert aus, stand aber für die weiteren Bandprojekte nicht zur Verfügung. Der TAGESSPIEGEL schrieb über dieses Konzert mit vielen Berliner Bands: "...welch ein Glück, dass zum Ausklang mit INTERZONE wenigstens eine echte Blues- und Soulband erster Güte angesetzt war, die in die gelichteten Fanreihen vor der Bühne noch mal viel Bewegung brachte. Eine exzentrische Bühnenpersönlichkeit wie der Sänger Heiner Pudelko, der sich vom stimmlichen und optischen Eindruck her so ziemlich allen gängigen Schablonen entzieht, wirkt da zusammen mit ganz hervoragenden Instrumentalisten." Mit James Delbridge am Bass spielte Interzone am 08. Oktober 1983 im Berliner ‚Quartier Latin' ein Benefiz-Konzert für den Sohn ihres verstorbenen Bassisten. Im November folgten dann weitere Konzerte in Westdeutschland bei verschiedenen Festivals. |
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Der Tod seines Freundes Kurt (er konnte im übrigen niemals aufgeklärt werden), der sich mit seinen prägnanten Bassläufen auf “Aus Liebe” selbst unvergessen gemacht hatte, führte Heiner Pudelko Anfang 1984 in eine persönliche und gesundheitliche Krise. Der Sänger erkrankte ernsthaft und dies bremste die Gruppe erheblich in ihrer Arbeit am dritten Album. Ende 1984 erschien dann beim neuen Plattenlabel RCA als Vorgeschmack auf das neue Album die Single “Ich und mein Freund die Katze” mit dem B-Seiten Titel “Neuer Tag”. “Neuer Tag” war zugleich auch der letzte INTERZONE-Titel, bei dem Leo Lehr als Mitkomponist verantwortlich zeichnete. Produziert wurde die Single/Maxisingle von Udo Arndt und SPLIFF-Keyboarder Reinhold Heil. Es sollten jedoch noch weitere drei Monate vergehen, bis das dritte und letzte INTERZONE-Album aufgenommen war - ohne Gitarrist Leo Lehr, der den Soundwechsel, weg vom Rhythm ‘n’ Blues, nicht mittragen wollte. In dieser Zeit wurde auch Bassist Delbridge durch Benjamin Hüllenkremer ersetzt. |
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Das Album mit Titel “Das süsse Leben” erschien im Sommer 1985 bei RCA und präsentierte INTERZONE in einem neuen Soundkleid. Mehr als früher auf Pudelko zugeschnitten und mit
teilweise nur noch zu erahnenden Rhythm’n’Blues-Elementen gab es auf “Das süsse Leben” eine ganze Reihe hervorragender Songs. "Heiners Versuche, nicht mehr so grell zu singen,
wie er es selbst nannte, sind auf ‚Das süsse Leben' zu hören..." so Produzent Udo Arndt. "Irgendwie hatte das für mich etwas vom Kreide fressenden bösen Wolf, dessen wahre Natur nicht zu verbergen war. So haben einige der Lieder aus dieser Zeit, vor allem solche, die er zusammen mit Ingo
Bischof schrieb, etwas besonders Pikantes und Heiner lachte selbst immer verschmitzt über die Assoziationen, die ich hatte, wenn ich ihn sanft und verführerisch singen hörte.” Im Juni 1985 gab Heiner
Pudelko dem Jounalisten Tom R. Schulz ein Interview, in dem er nicht nur zum INTERZONE-Album “Das süsse Leben” Stellung bezog, sondern auch einige seiner
privaten Geheimnisse preisgab. Interview (und Album) zeigen vor allem Pudelko im Zenit seines musikalischen und textlichen Schaffens. Tragik-komisch und so typisch
für das Leben von Heiner Pudelko war es allerdings, dass sich die dritte INTERZONE-Langspielplatte (ohne Zweifel das Beste und Kompakteste, was Pudelko in seinem
Leben bislang geschaffen hatte) trotz aufwendiger Werbekampagne nur mäßig verkaufte, was dazu führte, dass das RCA-Label den Vertrag mit INTERZONE nicht weiter verlängerte. |
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