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‘Keep on Running’ hieß es auch weiter für Heiner Pudelko. Tonbandaufnahmen aus dieser Zeit zeigen, dass er seinen späterem Gesangsstil (er sang zudem in Englisch) noch
nicht entwickelt, geschweige denn erreicht hatte. Sie zeugen aber gleichwohl von der soliden Qualität der ersten Band, mit der Heiner Pudelko ins Rampenlicht trat. THE HUTS
nahmen sogar an einem Bandwettbewerb im Starclub Hamburg teil. “Na ja,...” ist der Kommentar von THE HUTS Leadgitarrist Bernd (Pudelkos Freund und Kämpe Anfang der 60ger, der heute in Frankreich lebt); gewonnen haben damals
Andere. Heiner aber wollte kein Verlierer sein und fing in dieser Zeit sogar das Orgelspielen an. In der Schule malte er eine Klaviatur auf sein Pult und übte während des Unterrichts im Trockenen Akkorde. Eine gebrauchte
Farfisa Orgel hatte er und saß, wenn er nicht sang oder Mundharmonika spielte, auf der rechten Bühnenseite und spielte Keyboards. Noch zwei drei andere
Bandversuche sollten vergehen, bevor er 1968, als 20-jähriger zusammen mit dem gleichaltrigen Bassisten Kurt Herkenberg die erste ‚große‘ eigene Band gründete: CURLY CURVE.
Herkenberg, der gerade aus Groß-Britannien nach Berlin zurückgekehrt war (dort hatte er in einer Soulband gespielt und mit Größen wie Graham Bond und Jimmy Page gejammed), brachte auch andere Berliner Banderfahrungen in
CURLY CURVE ein, war er doch 1967 eines der Gründungsmitglieder von Edgar Froeses TANGERINE DREAM gewesen. Ein Jahr später stieg der Berliner Gitarrist Alex Conti bei CURLY CURVE ein, aber die Band löste sich Ende
1969 wieder auf, da ein klares Konzept und befriedigende Song Ideen fehlten. Bereits im Frühjahr 1970 formierte sich
die Band dann zum zweiten Mal, wieder mit Pudelko, Herkenberg und Conti sowie dem Schlagzeuger Hans Wallbaum, der zuvor in den Niederlanden als Studiomusiker gearbeitet
hatte, und einem Trompeter. Unter der Regie von Herkenberg und Wallbaum erarbeitete sich die Band ein stabiles Repertoire an eigenen Songs und nachgespielten Rhythm’n’Blues
Nummern. CURLY CURVE war zudem in einer 30-minütigen Fernsehshow zu sehen; trotzdem interessierte sich die Musikwelt weiterhin kaum für die Band und so verließen Heiner Pudelko
and Alex Conti im Mai 1972 CURLY CURVE. Während Pudelko in den nächsten fünf Jahren in Berlin mal hier und mal da als Sänger jobbte (es waren Formationen, die nicht all zu lange
bestanden, für ihn aber eine Bereicherung an Erfahrungen und eine innige Beziehung zu diversen Betäubungsmitteln einbrachten) und Conti erst zu Inga Rumpfs ATLANTIS ging, um
dann LAKE zu gründen (bei denen später ein gewisser Benjamin Hüllenkremer am Bass spielte), schafften es Wallbaum
und Herkenberg Mitte der 70ger Jahre auf dem BRAIN-Label ein Album zu veröffentlichen. Hermann Haring, der spätere
Chefredakteur des Magazins MUSIK EXPRESS, schrieb damals über das Album fast schon pudelko-prophetisch: "Sie
spielen eine glänzende Art von Blues Rock, der in Zukunft nur noch eine gesunde Dosis von schwarzem Soul braucht.".
Leider blieb ohne Pudelko der große Erfolg für CURLY CURVE aus und die Band konnte sich nie richtig in der
deutschen Musikszene etablieren. Interressant war aber, dass nach Contis Ausstieg ein gewisser Leo Lehr die Gitarre
bei CURLY CURVE spielte. In der zweiten Hälfte der 70ger Jahre kam dann der Punk über die Welt und das Trio Wallbaum, Herkenberg und Lehr wusste, dass in solchen Zeiten nur einer die Blues-Welt noch retten konnte: Heiner Pudelko. Sie gingen auf Pudelko zu und stellten fest, dass der gerade begonnen hatte, mit deutschen Texten zu arbeiten.
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